Fachartikel

Schritt für Schritt hin zu mehr Open Source

Open Source-Software ist für die Verwaltung eine echte Alternative zu proprietären Systemen. Dataport hat einen IT-Arbeitsplatz entwickelt, der auf Open Source basiert. Ein Bericht aus der Open Source-Werkstatt.

Für den Einsatz von Open Source-Software, also Software, deren Quellcode offen ist, spricht, dass Nutzer*innen sie nach Belieben verändern und weiterentwickeln können. Ein gutes Argument, sie auch in der öffentlichen Verwaltung einzusetzen, denn mit Open Source behält die Verwaltung die Kontrolle über die von ihr eingesetzte Software. Sie gerät nicht in technische Abhängigkeiten zu Herstellern und ihren Geschäftsmodellen, wie es beim Einsatz von proprietärer Software geschehen kann – also Software, über deren Nutzung und Weiterentwicklung allein der Hersteller entscheidet.

Open Source für einen zeitgemäßen IT-Arbeitsplatz

Für viele Nutzer*innen sind die etablierten proprietären Softwareprodukte jedoch zur vertrauten Gewohnheit im alltäglichen Umgang geworden. Sind Open Source-Anwendungen in der Verwaltung also eine wirkliche Alternative? Die Antwort lautet: Ja. Verschiedene Open Source-Anwendungen lassen sich zum Beispiel zu einem zeitgemäßen, webbasierten IT-Arbeitsplatz kombinieren. Wir entwickeln für die Verwaltung und den Bildungsbereich im Projekt Phoenix einen alternativen IT-Arbeitsplatz für die Büroarbeit und virtuelle Zusammenarbeit. E-Mail, Kalender, Textverarbeitung oder Videokonferenzen basieren bei ihm auf hundert Prozent Open Source-Software.

In der Umsetzung gingen wir dabei iterativ vor, Schritt für Schritt, um erst einmal ausgewählte Software und Arbeitsbereiche erfolgreich auf Open Source umzustellen. Im Ergebnis haben wir einen webbasierten Arbeitsplatz entwickelt, der in aufeinander abgestimmten Teilkomponenten proprietäre Büro-Software von Microsoft durch Open Source-Produkte ersetzt. Bei der Auswahl haben wir uns darauf fokussiert, Produkte auszuwählen, die in Funktionsumfang und Bedienung den vorhandenen Programmen sehr nahe kommen. Wir werden dabei für jede Funktion immer zwei Software-Produkte in Phoenix integrieren, die sich ähneln. Damit verhindern wir, nur auf ein Produkt angewiesen zu sein. Abhängigkeiten wollen wir auch bei Open Source vermeiden.

Offen und für alle: die Software

Welche Lösungen nutzen wir für Phoenix? Kontakte, Kalender und Mail bilden wir mit der Software Open-Xchange ab, das Speichern und Teilen von Daten mit OwnCloud bzw. Nextcloud. Für Office-Anwendungen wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulationen nutzen Software der Herstellers OnlyOffice. Für die interaktive virtuelle Zusammenarbeit via Chat, Messaging und Videokonferenzen setzen wir die Open Source-Lösungen Matrix und Jitsi beziehungsweise NextCloud und Talk ein.

Modelliert haben wir Phoenix als Stack, also als eine Plattform von aufeinander abgestimmten Software-Komponenten. Phoenix kann als Gesamtpaket oder modular genutzt werden. Wir betreiben den Stack in unserem Hochsicherheitsrechenzentrum. Aber, und auch das ist ganz im Sinne der Philosophie von Open Source, wir reichen Phoenix auch weiter an Partner*innen, die den Stack in ihrem eigenen Rechenzentrum betreiben wollen.

So wird Phoenix Erfolg haben

Entscheidende Kriterien für den Erfolg von Phoenix werden sein, dass die Mitarbeiter*innen in den Behörden gut mit ihrem alternativen Arbeitsplatz zurechtkommen und dass unser Stack massenhaft in Behörden eingesetzt werden kann (Enterprise-Fähigkeit). Die eingesetzte Software muss dafür sehr gut skalierbar sein und in Umfang und Nutzerzahlen wachsen können, ohne dass es Einbußen bei der Performance gibt. Auch das waren entscheidende Kriterien für die Auswahl der Software.

Open Source wird in der Community weiterentwickelt, die mit Engagement und viel Wissen ihre Software stetig weiterentwickelt und optimiert. Die Weiterentwicklung von Phoenix stellen wir über externe Dienstleister sicher. Sie sind unsere Verbindung zur Community, deren Stärke wir nutzen wollen und müssen, und er wird uns auch im Support unterstützen.

Die erste Schicht von Phoenix bedeutet erst einmal, die primäre Büroarbeit auf Open Source umzustellen. Im nächsten Schritt werden wir , den Arbeitsplatz so erweitern, dass Mitarbeiter*innen in der Verwaltung auch auf ihre Fachverfahren zugreifen können. Hier müssen wir individuell für jedes Verfahren klären, ob es an Open Source angebunden werden kann. Ein weiterer Schritt, weit in die Zukunft gedacht, könnte sein, auch Betriebssysteme von Verwaltungs-Computern auf Open Source umzustellen. Für Phoenix selbst ist es erst einmal egal, auf welchem Betriebssystem es läuft – als webbasiertes Tool ist unser Arbeitsplatz mit jedem Browser erreichbar. Eben ganz offen. Schritt für Schritt.